Und schon wieder sehen wir einem Winter mit Coronabeschränkungen entgegen. Wieder Wochen und Monate, in denen es draußen kalt und dunkel sein wird, und drinnen gefühlt jeden Tag enger, einsamer und trostloser. Andere Menschen zu sehen, das wird wegen des tückischen Virus nur in homöopathischen Dosen angeraten sein. Und dass Discos oder Kinos normal geöffnet bleiben werden, glaubt derzeit wohl niemand mehr. Wie also die kommenden Monate überstehen, bis die Frühlingssonne wieder für ein bisschen gute Laune sorgt?
Eigentlich absurd, dass uns diese Frage nicht irgendeine offizielle Stelle beantwortet. Denn dass die Menschen (gefühlte) zwei Jahre mit dieser ständigen Corona-Sorge, oft isoliert, gestresst von Job, Familie und allgemeiner Unsicherheit, leben und das mental einfach so verkraften, das kann doch niemand erwarten. Und tatsächlich bekunden Ärzte, dass Depressionen und Angststörungen seit 2020 signifikant zugenommen haben. Die Politik allerdings scheint aktuell ja sogar die erschreckenden Coronazahlen noch so enthusiastisch zu ignorieren wie einst das Zaubereiministerium bei "Harry Potter" die offenkundige Rückkehr Lord Voldemorts. Wir werden uns also wohl selbst behelfen müssen. Hier kommen ein paar Tipps für euch.
1. Geht spazieren
Nein, bitte hört nicht sofort wieder auf zu lesen. Ja, wir sind alle schon sehr viel spazierengegangen in den letzten Jahren. Aber das macht es nicht schlechter. Gerade im Winter ist es eine gute Sache, zumindest 10 oder 20 Minuten Sonnenlicht abzubekommen – weshalb es sich empfiehlt, die Mittagspause für eine kleine Runde zu nutzen. Denn sowohl morgens als auch abends, ihr wisst es, ist die Sonne derzeit nirgends zu sehen. Außerdem tut die frische Luft gut, ein bisschen Bewegung (die gerade bei Homeoffice-Menschen gern zu kurz kommt) sowieso, und es hilft, einmal am Tag zu sehen, dass die Welt da draußen "noch da" ist. In der Positiven Psychologie sind sogenannte "Awareness-Spaziergänge" ein bewährtes Werkzeug, um die Laune zu bessern: Dabei versucht man, den eigenen Kopf ein bisschen auszuknipsen und sich stattdessen bewusst auf die Umgebung zu konzentrieren: Die Bäume, die Vögel, die Häuser.
Extra-Tipp: Sucht euch eine möglichst unkomplizierte Route, die ihr direkt vor der Haustür starten könnt. Je weniger euch davon abhalten könnte, loszugehen, desto besser. Zudem sind die klassischen Spazierrouten an besonders attraktiven Orten oft überfüllt und machen dann eher Stress als Spaß – in dem Fall ist eine Runde durch ein langweiliges Wohnviertel vielleicht die bessere Idee.
2. Zelebriert den Alltag
Wer zwangsläufig viel Zeit zuhause verbringt, womöglich dort auch arbeitet, der kennt es: Irgendwann fühlt sich alles gleich an. Arbeiten, Feierabend, Wochenende, Urlaub … welchen Monat haben wir doch gleich? Welchen Wochentag? Welches Jahr? Alles wird zu einem grauen Zeitbrei. Das ist suboptimal – deshalb überlegt euch für jeden Tag etwas Schönes. Ihr solltet keinen Tag einfach so "rumbekommen", sondern euch täglich über eine Kleinigkeit freuen. Und diese Kleinigkeit muss man sich aktiv überlegen und vorbereiten. Sei es das klischeebehaftete Wannenbad am Abend zur Entspannung, sei es ein gemeinsamer Kochabend mit dem Partner, ein Spieleabend, Pizza bestellen am Samstag oder Filme gucken.
Extra-Tipp: Habt ihr mal darüber nachgedacht, was euch eigentlich alles fröhlich macht? Wenn ihr das einmal auflistet, wird es viel einfacher, fröhlichmachende Dinge in den Alltag einzubauen. Ziemlich weit oben in der Liste der Endorphinauslöser steht übrigens: Tiere streicheln! Ruft doch mal im örtlichen Tierheim an und fragt, ob dort noch ehrenamtliche Helfer gesucht werden?
3. Macht eure Wohnung radikal schön
Wo ist Marie Kondo, wenn man sie braucht? Blicken wir den Tatsachen ins Auge: Wir haben Winter, wir haben Corona – wir werden viel Zeit drinnen verbringen. Darum ist JETZT die Zeit gekommen, es sich dort so richtig schön zu machen. Ihr wolltet schon immer mal den wackligen Couchtisch austauschen? So richtig ausmisten? Die Küche umsortieren? Die Wände streichen? Dann tut es! Ihr hängt hier wirklich, wirklich viel ab und müsst euch das Ganze angucken – dann sollte es euch, verdammtnochmal, auch gefallen. Also los: Überlegt euch, wie eure vier Wände für euch am besten funktionieren würden, was euch schon lange stört oder nicht mehr eurem jetzigen Geschmack entspricht, welches Provisorium seit eurem Einzug hartnäckig geblieben ist und endlich angegangen werden sollte. Kurz: Macht es euch gemütlich!
Extra-Tipp: Ausmisten kann schnell überfordern, wenn man gar nicht so recht weiß, wo man anfangen soll, außerdem hängen an vielen Sachen Erinnerungen. Seid pragmatisch: Packt alles, was ständig rumfliegt und euch auf den Keks geht, erst einmal in Kisten und verstaut die im Keller. Wenn ihr dann mal Ruhe und Muße habt, nehmt euch irgendwann eine Kiste nach der anderen vor und sortiert sie dann streng nach Behalten-Verschenken-Wegwerfen.
4. Pflegt Freundschaften
Überall hört man es, und merkt es auch an sich selbst: Durch die ganze Einigelei ist man in eine Art sozialen Winterschlaf gefallen. Selbst bei den besten Freunden meldet man sich nur sporadisch, Treffen gibt's noch seltener. Oft fehlt einem einfach die Energie, Beziehungen zu pflegen, weil alles andere schon so anstrengend uns auslaugend ist. Keine Sorge, das geht nicht nur euch so – auch euren Freunden. Trotzdem ist es wichtig, zu wissen, dass man in diesem Schlamassel nicht allein ist. Überlegt euch, wer euch wirklich wichtig ist, wer euch guttut, wem ihr aktuell guttun würdet. Es ist total okay, semiwichtige Bekanntschaften und lose Freundschaften erst einmal ruhen zu lassen, dafür werden mehr Menschen Verständnis haben, als ihr glaubt. Aber rafft euch auf und meldet euch bei den wichtigen Menschen. Und sei es nur eine Whatsapp alle paar Tage, oder eine Verabredung zum Spazierengehen.
Extra-Tipp: Ja, wir telefonieren alle nicht mehr, ich weiß. Aus guten Gründen – wer braucht ein Telefonat, wenn es um eine Info geht, die auch per Whatsapp oder Mail übermittelt werden kann. Aber: Vergessen wir nicht, wie gut ein langes, ausführliches Telefonat mit einem guten Freund oder einer guten Freundin sein kann. Anderthalb Stunden, zweieinhalb Stunden. Ein Telefonat mit Schweigepausen, die nicht unangenehm sind. Eins, in dem es mindestens einmal um die Liebe und einmal ums Universum geht. Probiert das doch mal wieder!
5. Gemeinsame Erlebnisse schaffen
Warum wohl tauchen plötzlich wieder Hit-Shows von früher im Fernsehen auf? "Wetten, dass…?" und "TV Total"? Weil wir alle es vermissen, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Erstaunlich, dass die Fernsehsender die Pandemie bisher so wenig als Chance verstanden haben, zum Lagerfeuer einer daheimhockenden Nation zu werden. Aber nicht nur zu nostalgischem TV kann man Gemeinschaft fühlen, die kann man sich auch selber zaubern. Fragt ein paar Freunde, ob ihr zusammen etwas Ungewöhnliches lernen wollt. Skat oder Bridge spielen, zum Beispiel. Rhythmische Sportgymnastik (oder notfalls Yoga). Aktzeichnen. Koreanisch kochen. Etwas, das zusammenschweißt, Ehrgeiz weckt, euer Hirn mit etwas Neuem füttert, einen Nährboden für Insiderwitze bietet, von denen ihr noch jahrelang etwas haben werdet. Und, wenn's hart auf hart kommt, geht das alles auch über Zoom.
Extra-Tipp: Die durch die Pandemie angeblich "gewonnene" Zeit muss keineswegs ständig sinnvoll genutzt werden. Ganz im Gegenteil: Der Alltag ist gerade so anstrengend wie nie, und es ist völlig okay, einfach auf der Couch abzuhängen und irgendeine alte Sitcom zu gucken, die die Nerven beruhigt. Ausruhen ist nichts, was man sich verdienen muss – Ausruhen ist ein Grundbedürfnis!
Und dann noch ein paar Bonus-Tipps:
- Wenn ihr euch schlecht fühlt und glaubt, an Depressionen oder anderen mentalen Erkrankungen zu leiden, sucht euch Hilfe. Erster Ansprechpartner kann zum Beispiel euer Hausarzt sein. Dort kennt man die Symptome, bitte scheut euch nicht! Und sprecht auch offen mit Freunden darüber – das hilft (ein wenig).
- Lasst euch nicht erzählen, Social Media wäre der Teufel und ihr würdet nur glücklich, wenn ihr komplett auf Instagram & Co. verzichtet. Wie soll man mit der Welt in Kontakt bleiben, wenn man sie nicht bereisen, andere Menschen nicht treffen darf/will? Dafür sind die sozialen Netzwerke doch tatsächlich gemacht. Hört nur genauer auf euch selbst, wann euch wieviel Nutzung wirklich gut tut, und wann es euch eher stresst.
- Es ist okay, wenn euch die steten News manchmal zuviel werden. Gerade die schlechten. Klar ist es gut, up to date zu bleiben – in Sachen der Coronaregeln aus ganz praktischen Gründen – aber KLAR stresst das, und KLAR kann das aufs Gemüt schlagen. Macht euch ruhig mal bewusst auf die Suche nach "positivem" Content, sei es, indem ihr in den sozialen Medien Accounts folgt, die euch gute Laune machen, oder indem ihr statt der angesagten Drama-Serie auf Netflix lieber zum achten Mal "The Office" oder "Bares für Rares" guckt.
- Priorisiert euch. Es ist völlig ausreichend, nur das Nötigste zu bewältigen, wenn das gerade alles ist, was ihr schafft. No shame.
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